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26.07.2017

BMJ veröffentlicht Evaluationsstudie zum MediationsG

Welche Aussagekraft haben empirische Studien?

Refektion ist gut
Über Mediation nachzudenken und darüber zu reflektieren, wie man das Potential dieses faszinierenden dialogischen Ansatzes für Wirtschaft, Gesellschaft und Staat heben kann, halten wir für enorm wichtig und hilfreich. Insofern begrüßen wir, dass das Mediationsgesetz und seine Wirkung auf die Mediation in Deutschland evaluiert wurde.Nun gibt es viele Arten gesellschaftliche Phänome zu evaluieren. Ein Ansatz ist Literaturrecherchen, Workshops und Umfragen durchzuführen und dann durch die Autoren der Studie zusammen zufassen, zu interpretiert und in Empfehlungen zu transponieren. Diesen Ansatz hat auch das Deutsche Forschungsinstitut für die öffentliche Verwaltung gewählt. Die Studie beruht auf Literaturauswertungen, Workshops mit den Verbänden und mit Mediatoren sowie einer Befragung von 1.000 Mediatorinne und Mediatoren. Der Rücklauf der Befragung von Medianden war so gering, dass er nicht für die Studie verwandt wurde.Der Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass keine signifikante Zunahme von Mediationsverfahren nach Verabschiedung des Mediationsgesetzes zu verzeichnen ist. Dementsprechend sind auch die Verdienstmöglichkeiten mit reiner Mediationstätigkeit nach wie vor gering. Die Grundlage derartiger Aussagen ist ein sehr enger Blick auf die Mediation. Auch wenn die Autoren der Studie Abweichungen vom Standardverfahren mit in den Blick genommen haben, reduziert die Studie die Mediation und ihre Relevanz für Staat, Wirtschaft und Gesellschaft auf dieses Standardverfahren.

Mediation entfaltet seine positiven Wirkungen

Wie wir bereits vor zwei Jahren festgestellt haben, hat das Mediationsgesetz zunächst einmal keine messbaren Auswirkungen auf die Wirklichkeit der Mediation in Deutschland (MAB-NEWS 03.04.2015). Mediation ist ein Thema, das sich in der etatistischen Kultur Deutschland nur langsam entwickelt. Und es ist eben auch schon Ausdruck dieses staatszentrierten Denkens, dass gesetzliche Regelungen gesellschaftlich und kulturelle Entwicklung fördern können. Meist vollzieht der Gesetzgeber kulturelle Veränderungen nur nach, lange nachdem sie sich bereits in der Gesellschaft durchgesetzt haben. Nimmt man jedoch einen längeren Zeitraum als zwei Jahre in den Blick, so reibt man sich vor Überraschung die Augen. 

Veränderungen zeigen sich erst beim Blick auf einen längeren Zeitraum

Noch in den 90er Jahren galt Mediation als Perteienverrat bei Anwälten, während eine Mediationsausbildung heute vor allem in international agierenden Kanzleien zum Bild einer vollausgebildeten Beraterpersönlichkeit gehört. In Unternehmen finden sich kaum noch Personalabteilungen, in denen nicht auch ausgebildete Mediatoren positiv wirksam sind. Für Führungskräfte stellt die Mediationskompetenz eine unverzichtbare Qualifikation dar, um Menschen in unsicheren und komplexen Situationen einen sicheren Rahmen bieten zu können. Und Selbständige und in freien Berufen arbeitende Menschen nutzen ihre mediativen Kompetenzen um bessere Dienstleister für ihre Kunden zu sein.
Überall wo mediative Kompetenzen zum Einsatz kommen, führen sie zu einer Verbesserung der Unternehmenskultur, weniger Konflikten, mehr Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, fördern die Innovationsfähigkeit und damit die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe. All dies sind Auswirkungen, die bei einer empirischen Studie eines Forschungsinstituts für die öffentliche Verwaltung notwendigerweise nicht in den Blick genommen wurden. 

Der enge Blick verzerrt und verfälscht die Wahrnehmung

Doch ohne diese Aspekte ist jede Evaluation der Mediationspraxis in Deutschland nicht nur unvollständig, sondern sie verzerrt die Wirklichkeit indem sie die positiven Aspekte und Wirkungen übersieht. Für den umfassenden Blick stellt sich das Bild also weitaus positiver und ermunternder dar. Mit Autoren teilen wir die Ansicht, dass viel mehr möglich wäre und das Potential der Mediation insbesondere für die Wirtschaft noch lange nicht erschlossen ist.

BMJ fordert zur Stellungaufnahme auf
Das Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz hat bis zum 28.09.17 um Stellungnahme zur Evaluationsstudie gebeten. Die MAB wird ihre Stellungnahme erarbeiten und hier dann vorab veröffentlichen und dem BMJ zur Verfügung stellen.

Wie man Mediation besser fördern kann:

Um Mediation in Deutschland zu fördern benötigen wir keine Mediationsbeihilfe oder weitere gesetzliche Regelungen. Wenn der Staat es ernst meint mit der Förderung von Mediation, dann hätte er ein sehr einfaches Instrument zur Hand, dass er jederzeit aktivieren kann. Die öffentliche Verwaltung könnte sich auf kommunaler, landes- und bundesebene in allen ihren Verträgen zu Mediation als primäres Konfliktbeilegungsinstrument verpflichten. Die aktiven Mediatoren könnten sich dann vor Fällen kaum retten. Damit würde der Staat ein wichtiges Signal setzen, das nicht ohne Wirkung in der Wirtschaft und Gesellschaft bliebe.Die Studie des Verwaltungsinstituts gibt es als kostenlosten Download hier. Evaluationsbericht

 

 

Tags: News  

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